Die Klima- und Biodiversitätskrise ist real, sie ist bedrohlich, ihre Auswirkungen sind schon heute unübersehbar, und sie kann nur gemeinsam bewältigt werden.
Das ist die Wirklichkeit – eine Wirklichkeit, die in den Geschichten, die wir als Filmschaffende erzählen, nicht vorkommt. Weder die verheerenden Unwetter, Überschwemmungen, Stürme, Dürre, Waldbrände werden miterzählt, noch zeigen wir die vertrockneten Gärten und die abgestorbenen Wälder. Wichtiger noch: Offenbar teilen die Figuren in den Geschichten die Sorgen nicht, die sich die Menschen außerhalb der Geschichten um die Zukunft machen.
Eine Studie der MaLisa-Stiftung über die Präsenz von Klimawandel und Biodiversität im deutschen Fernsehen stellt fest, dass nur 1,8% der Sendeminuten einen Bezug zum Klimathemen haben, sich aber 62% des Publikums wünschen, dass der Klimawandel häufiger Thema ist. A Glaring Absence, eine vergleichbare Studie aus den USA, kommt für das dortige Publikum zu ähnlichen Ergebnissen, mit der Schlussfolgerung, dass weite Teile des Publikums ihre Zukunftssorgen nicht in den Charakteren auf der Leinwand wiederfinden.
Diese Weigerung, die bestehende Realität abzubilden, führt zu einer zunehmenden Entfremdung des Films und des Fernsehens von der Lebenswelt des Publikums. Das nimmt unseren Geschichten viel Kraft.
Das Klima miterzählen liegt also im künstlerischen und im wirtschaftlichen Interesse einer Industrie, die darauf angewiesen ist, ihre Zielgruppe mit authentischen, nahbaren Figuren und Narrativen zu erreichen.
Aber nicht nur das: Es liegt auch in unserer Verantwortung als Geschichtenerzähler, die Macht und Reichweite guter, fesselnder, relevanter Erzählungen einzusetzen, um unseren Beitrag zur Transformation zu leisten. Denn der Film als Medium hat eine große gesellschaftliche Wirkmacht. Er kann mit den Bildern, die er produziert, besser als jeder Faktenbericht Dinge vorstellbar und fühlbar machen, für die den Menschen bisher die Vorstellungskraft fehlt – Vorstellungskraft, die wir bitter nötig haben.
Indem wir Lösungen ins Spiel bringen und positive Szenarien erzählen, indem wir das „Wofür“ statt das „Wogegen“ aufzeigen, indem wir Sehnsuchts- statt Angstgeschichten erschaffen, können wir den Zuschauer aus der gefühlten individuellen Hilflosigkeit, die uns hemmt, herausführen in die kollektive Selbstwirksamkeit.
Diese Superpower, die wir als Filmschaffende haben, nämlich eine wirksame Geschichte zu erzählen, die viele Menschen erreicht und berührt, ist eine der größten Kräfte, die wir im Kampf gegen den Verlust unserer Lebensgrundlagen mobilisieren können.
“Jede Geschichte ist eine Form von sinnlich vermittelter Problemlösungskompetenz.“
(Samira El Ouassil)